Willi Forst
1903 - 1980
Willi Forst wurde als Wilhelm Frohs am 7. April 1903 als Sohn eines
Porzellanmalers in Wien geboren. Nachdem er zunächst bei
Amateurtheatergruppen mitgewirkt hatte, bekam er 1919 ohne jede
schauspielerische Ausbildung ein Engagement in Teschen und spielte
sich weiter im Ruam (Böhmen/Mähren) an mehreren Provinztheatern
durch das gesamte Bühnenrepertoire.
1925 war er Operetten- und Revuedarsteller im Berliner
Metropol-Theater, spielte am "Carl-Theater" in Wien, in Berlin am
"Theater des Westens" und wieder in Wien am Apollotheater. 1928 holte
ihn Max Reinhardt ans Deutsche Theater.
Schon Anfang der 20er Jahre bekam Willi Forst seine ersten
Stummfilmrollen. Nach erst kleinen Rollen feierte er seinen ersten
Erfolg in "Die drei Niemandskinder" (1927). Der "elegante Windhund"
(so Lotte Eisner) war auch beim ersten deutschen Tonfilm
"Atlantik" (1929) als junger Wiener Musiker dabei; hatte er im
Stummfilm gern Mörder und Zuhälter verkörpert, macht er nun in
Operetten und spritzigen Komödien gute Figur, als Komponist, Artist
oder galanter Offizier. Sein Vorbild war Ernst Lubitsch. Durch die Rolle
in "Atlantic" wurde er einem einem breiten Publikum bekannt, als er
auf einem sinkenden Ozeanriesen am Klavier "Es wird ein Wein sein"
sang.
Nach dem großen Erfolg von "Zwei Herzen im 3/4 Takt" (1930) wurde er
dank seiner sowohl sprachlichen als auch stimmlichen Vorzüge Star
einiger musikalischer Filmkomödien, wie "Ein Tango für Dich" (1939),
"Der Herr auf Bestellung" (1930), "Das Lied ist aus" (1930).
1933 debütierte Forst als Regisseur mit dem Franz-Schubert-Film "Leise
flehen meine Lieder", ein Jahr später stellte er in dem
Fin-de-siecle-Melodram "Maskerade" (1934) Paula Wessely groß heraus,
und nach dem Zweiten Weltkrieg inszenierte er den Skandalfilm "Die
Sünderin" (1951), der Hildegard Knef als Malermodell kurz nackt zeigte.
Der Darsteller und Regisseur verzeichnete in den dreißiger Jahren seine
größten Erfolge, einer tragischen Epoche, zu der er seine
eskapistisch-heitere Gegenwelt der Kavaliere, Diseusen und
Literatencafes entwarf. Forst weigerte sich übrigens in Veit Harlans "Jud
Süß" (1940) zu spielen. Als "Bel ami" (1939) kam er mit seinem
persönlichsten Film endgültig zu Erfolg und Ruhm. Mit dem Ende des
Weltkriegs war seine Zeit vorbei, nach "Wien, du Stadt meiner
Träume" (1957) zog er sich endgültig vom Film zurück. Hierzu sagte er:
"Mein Stil ist nicht mehr gefragt. Ich trete ab, leicht lädiert, aber in stolzer
Größe à la Garbo. Es ist besser zu gehen, als gegangen zu werden."
Willi Forst war der schlagfertige Bonvivant und Magier erotischer
Abenteuer, der mit Champagnerlächeln ungezuckerten Charme
versprühte. Mit dem Zylinder schräg auf dem Kopf und dem eleganten
Stöckchen spielend, betrieb er die nuancierte Kunst der Verführung. Der
letzte Bohemien des deutschen Films war zuhause in der Welt der kleinen
Lieder und der großen Lieben. "Du hast Glück bei den Frauen" war seine
Erkennungsmelodie.
Nach dem Tode seiner Frau 1973 lebte er in der Schweiz in
selbstgewählter Einsamkeit und ließ sich nicht mehr sprechen.
Willi Forst starb am 11. August 1980 im Wiener Hanusch-Krankenhaus an
Krebs. Auf dem Friedhof von Neustift am Walde befindet sich seine letzte
Ruhestätte.
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