Erich Ponto
1884 - 1957

diese AK befindet sich in meinem Besitz Erich Ponto wird am 14. Dezember 1884 in Lübeck Sohn eines Manufakturwaren-Kaufmannes geboren. Er besucht die Schule in Hamburg, wird Pharmazeutikstudent und Apotheker und nimmt dann Schauspielunterricht bei Hans Lackner in München. 1908 erhält er einen ersten Festvertrag in Passau, gefolgt von Reichenberg und ab 1912 am Stadttheater Düsseldorf. Von 1914 bis 1947 spielt er am sächsischen Landestheater in Dresden, dessen Intendant er die beiden letzten Jahre wird. 1928 spielte er mit großem Erfolg den Bettlerkönig bei der Uraufführung der "Dreigroschenoper" in Berlin.
1947 wechselt er an das Württembergische Staatstheater in Stuttgart und 1950 bis 1953 nach Göttingen. Er gibt verschiedene Gastspiele an verschiedenen Bühnen, vor allem in Berlin, wo er jedoch alle Angebote für Dauerengagements ablehnt. Zum Film kommt Ponto nach belanglosen Stummfilmrollen (erster Auftritt: "Hampelmanns Glückstag", 1920) eigentlich erst bei Beginn des Tonfilms (1930: "Weib im Dschungel"), wo er in Neben- und Hauptrollen gleichermaßen glänzt. Seine Publikumserfolge beginnen durch die Darstellung skurriler Sonderlinge und spinnerter Eigenbrötler, aber auch Philanthropen mit Weisheit, lebenskluger Überlegenheit und schlichter Wärme. In den Jahren ab 1933 hatte er Schwierigkeiten, da er jedem sagte, was er über die braunen Machthaber dachte. Der beliebte Charakterdarsteller spielte sich mit 43 Filmrollen bis 1945, meist Charakterchargen, wie in "Der Hund von Baskerville" (1936), "Die 4 Gesellen" (1938) und "Die Feuerzangenbowle" (1944), in die Herzen der Zuschauer. Unvergessen hier seine Darstellung als Chemielehrer Grey ("Schnauz"); seine Vorlesung über "die alkoholische Gärung" dürfte wohl jedem noch im Ohr klingen.
Seine einzige Titelrolle spielt Ponto in "Schneider Wibbel" (1939), unter der Regie von Viktor de Kowa. Nach dem 2. Weltkrieg ist er auch erfolgreich in internationalen Produktionen. Ponto war seit 1916 mit Tony Kresse verheiratet, hatte zwei Kinder, die ebenfalls zum Film gingen und lebte in seinen letzten Lebensjahren mit der Berliner Schauspielerin Edith Heerdegen zusammen. Er war ein Filmstar für Feinschmecker. Schrullige Käuze und skurrile Sonderlinge, versponnene oder kaltschnäuzige Ärzte und Geheimräte, undurchsichtige Existenzen oder listig augenzwinkernde alte Herren mit hintergründigem Humor gab er am besten. Er konnte ebenso gelassen-heiter wie diabolisch wirken, vereinte jedoch immer Geist, Weisheit und überlegenes Spiel. Sein dubioser Dr. Winkel in Carol Reeds "Der dritte Mann" machte ihn auch international berühmt, bevor er in deutschen Rollen als gütiger Alter seine abgeklärten Leinwand-Patriarchen ablieferte, die seinen Nachruhm ausmachen. An Auszeichnungen erhielt er 1938 die Ernennung zum Staatsschauspieler, 1952 die Ernennung zum Württembergischen Staatsschauspieler, 1954 das Große Bundesverdienstkreuz und 1956 das Filmband in Silber.
Erich Ponto starb am 4. Februar 1957 in Stuttgart und wurde dort auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Später aber auf den Friedhof Nienstedten (Hamburg) umgebettet. Auf dem Waldfriedhof in Stuttgart befindet sich nur noch sein Grabstein (auf dem Grab der Familie Böhm).


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